Verrückt genug Schriftstellerin zu werden - Ein Roman von Brigitte Sattelberger
Kapitel 04 Ein Neubeginn
Cornelia stand vor dem Spiegel in der Diele: eine schlanke, aparte Erscheinung in einem grasgrünen Kostüm mit blütenweißer Bluse blickte ihr entgegen. Der Rock bedeckte gerade die Knie der wohlgeformten Beine, deren Füße in hochhackigen Pumps steckten. Das kastanienbraune Haar hatte sie modegerecht zu einer kunstvoll verarbeiteten Hochfrisur drapiert. Sie lächelte ihrem Spiegelbild keß zu:
„Sie sollten mich engagieren, Herr Personalchef! Andernfalls werden Sie es zutiefst bereuen.“ Handschuhe, ein Griff nach der Tasche, ein allerletzter Blick in den Spiegel: Sie wirkte selbstsicher und machte einen guten Eindruck.
In der Zeitung war ihr das Stellenangebot einer namhaften Versicherungsfirma aufgefallen. Ein Anruf hatte genügt, um zu einem Vorstellungsgespräch gebeten zu werden – von vorausgesetzten Branchenkenntnissen stand nichts in dem Inserat.
Cornelia fuhr in die erste Etage eines in der City gelegenen Gebäudes und betrat das Heiligtum. Eine blonde, etwas korpulent wirkende Frau, Mitte vierzig, saß am Schalter des Großraumbüros und fragte nach ihren Wünschen.
„Ich bin Cornelia Schorn und habe gestern mit dem Leiter der Verwaltung gesprochen. Würden Sie mich bitte zu ihm führen! Er ist von meinem Kommen unterrichtet.“
Die Blonde taxierte Cornelia von oben bis unten, bevor das barsche:
„Bitte folgen Sie mir“, kam. Sie klopfte an die Tür links neben dem Eingang, öffnete diese und sagte:
„Bitte entschuldigen Sie, eine Frau Schorn möchte zu Ihnen.“
„Danke! Sie soll hereinkommen“, hörte Cornelia eine Männerstimme sagen.
Ein großer, schlanker Mann kam hinter seinem Schreibtisch hervor und streckte ihr freundlich lächelnd die Hand entgegen: „Schneider.“
„Cornelia Schorn.“
„Bitte nehmen Sie Platz.“
Cornelia setzte sich auf den Stuhl ihm gegenüber, schlug die Beine übereinander und blickte ihn erwartungsvoll an.
„Haben Sie Unterlagen, Zeugnisse etc. mitgebracht, Frau Schorn?“
„Selbstverständlich!“ Sie überreichte ihm eine Dokumentenmappe.
„Darf ich erst einen Blick hineinwerfen, bevor wir die Unterhaltung führen?“
„Das ist Ihr gutes Recht, Herr Schneider.“
Lebenslauf und Zeugnisse überflog er kurz; stutzte.
„Wie ich aus den Unterlagen ersehe, haben Sie zuletzt als Sekretärin und zuvor in einer anderen Firma als Abteilungsleiterin gearbeitet. Ist das richtig?“
„Ja, das ist richtig“, erwiderte sie.
„Würden Sie sich zutrauen, erneut den Posten einer Abteilungsleiterin zu übernehmen?“
„Wenn die Voraussetzungen dazu gegeben sind, warum nicht.“
„Das kommt meinen Plänen sehr entgegen.“
Achtung, warnte sie eine Stimme, er kam der Sache schnell näher: