Verrückt genug Schriftstellerin zu werden - Ein Roman von Brigitte Sattelberger
Kapitel 12 Der Verlagsvertrag
Cornelia blieb in Hochstimmung. Mit einem Arm voller Prospekte besuchte sie am darauffolgenden Tag die Buchhandlungen. So zuversichtlich, wie sie die Tour begonnen hatte, so verzweifelt war sie am Ende. Denn überwiegend schlug ihr Desinteresse entgegen. Zuletzt kroch sie fast vor Erschöpfung und Müdigkeit, ihre Kehle glich einem Reibeisen, ausgedörrt vom vielen Reden. Jeder Geschmacksnerv ihrer Zunge träumte von einer PunikaOase. Sie legte eine Wegpause ein und stärkte sich in einem Selbstbedienungsrestaurant. Sie suchte sich einen Platz in der Nichtraucherecke – und fühlte die überstrapazierten Füße. Einige Blasen an Ferse und Zehen brannten höllisch. Sie waren am Abend das handfeste Ergebnis, womit sie bei Traudel aufwarten konnte. Neben der körperlichen Erschöpfung schmerzte die seelische nicht weniger. In der Straßenbahn ließ sie sich auf den erstbesten Sitzplatz fallen. Beim Aussteigen, als sie an den noch vor ihr liegenden Fußmarsch dachte, flüsterte sie: Lieber August, Du Starker, schicke mir eine Sänfte und zwei Träger.
Traudel bereitete ihr ein wohltuendes Fußbad, was die Stimmung hob. Sie kuschelte sich in eine Sofaecke und resümierte:
„Sag, habe ich diese Schinderei eigentlich nötig? Ich bin völlig k.o. Und Peter, dem kann ich von dieser Pleite überhaupt nichts erzählen. Seinen Kommentar möchte ich mir ersparen.“
„Du bist momentan erschöpft, Cornelia. Doch das vergeht. Im Gegensatz zu mir, bist du eine Kämpfernatur. Also kämpfe dieses Spiel zu Ende! Schon morgen machst du neue Pläne.“
„Wahrscheinlich hast du recht, Traudel. Nein, du hast bestimmt recht. Laß uns einfach schlafen gehen. Ich bin müde bis zum Umfallen, und morgen – du hast es selbst gesagt – gibt es neue Ideen.“
Bevor Cornelia einschlief, zog sie Bilanz. Der Lohn ihrer Anstrengungen war ziemlich mager ausgefallen. Eine Begegnung mit ihrem Lektor fiel ins Wasser, da er verreist war. Den erneuten Weg in die Buchhandlungen konnte sie vergessen. Die einzige Hoffnung blieb die Zeitung. Ob Frau Gayer ihr Versprechen halten würde? Mit diesen Zweifeln im Kopf würde sie nie in den Schlaf kommen. Also, wo bleibt dein sonstiger Optimismus, suchte sie sich zuzureden. Außerdem gab es noch eine andere Seite ihres Aufenthalts. Mit Traudel erlebte sie wundervolle Tage, sie konnten miteinander ausgehen, lachen und plaudern, bei kurzen Ausflügen die baulichen Fortschritte und Restaurierungsarbeiten ihrer geliebten Heimatstadt begutachten. Morgen würde sie guten Mutes nach Saarbrücken zurückfahren. An den Verleger und seine vornehme Zurückhaltung, wollte sie jetzt einfach nicht denken. Was tat er eigentlich dafür, daß ihr Buch auch die richtige Frau oder die Kreise wirklich interessierter Leser erreichte. Jetzt waren doch seine Erfahrungen und sein Management gefragt. Schließlich gehörte es nicht zu ihrer Aufgabe, sich um die Öffentlichkeitsarbeit und den Vertrieb des Buches zu kümmern.